Burger mit Pommes

Ernährung

Weniger Milch, Eier und Fleisch - mehr Gemüse

Ernährungs-Empfehlungen spalten die Gesellschaft

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat mal wieder ihre Ernährungsempfehlungen angepasst – und damit (erneut) für viel Wirbel gesorgt. Auf den Kern heruntergebrochen empfiehlt die DGE mehr pflanzliche Lebensmittel, täglich Nüsse und Hülsenfrüchte, viel Wasser trinken, weniger Süßigkeiten und weniger tierische Produkte wie Fleisch, Eier und Milch konsumieren.

Vor allem die Milchindustrie ist mit der neuesten Empfehlung unzufrieden. So soll die Anzahl der konsumierten Milchprodukte auf zwei Portionen pro Tag verringert werden. „Das wird den wenigsten schmecken“, heißt es dazu in einer Mitteilung des Milch Industrie Verbands (MIV). „Die neuen DGE-Empfehlungen entsprechen aus unserer Sicht nicht der Lebensrealität der Menschen. Unter Umständen muss sogar mit Defiziten bei der Nährstoffversorgung gerechnet werden“, teilt der MIV weiter mit. Schon heute warnen Ernährungsexperten vor einer Mangelernährung und entsprechenden gesundheitlichen Folgen. Auch in der Geflügelwirtschaft dürfte der Aufschrei groß sein, schließlich sieht die aktuelle Vorgabe nur noch ein Ei in der Woche zu konsumieren.

Zu den Ernährungsempfehlungen der DGE

Fleisch bleibt wichtiger Teil der Ernährung

Auch beim Fleischkonsum soll es laut dem Expertengremium eine Reduzierung geben. Lautete die Empfehlung zuletzt noch 300 bis 600 Gramm in der Woche, so hat sich die DGE nun auf den unteren Wert, die 300 Gramm pro Person festgelegt. Trotz der Reduzierung bleibt festzuhalten: Fleisch bleibt auch den Experten zufolge ein wichtiger Teil der Ernährung. „Fleisch ist eine hervorragende Quelle, um sich einfach und kalorienarm mit einer ausreichenden Menge an Protein und anderen Nährstoffen wie Vitamin B12 zu versorgen“, teilt dazu Steffen Reiter, Geschäftsführer des Verbands der Fleischwirtschaft (VdF), mit. So könnte der tägliche Proteinbedarf allein durch 250 Gramm Rinderfilet gedeckt werden, während man dafür über zwei Kilogramm grüne Bohnen essen müsste, sagt Reiter.

Für die diesjährigen Empfehlungen hat die DGE ihr Rechenmodell verändert und nach eigenen Aussagen nicht nur gesundheitliche Aspekte, sondern auch Umweltbelastungen mit einfließen lassen. „Neu an diesem Modell ist, dass es neben der Empfehlung zu einer gesunden Ernährung gleichzeitig auch Aspekte wie Nachhaltigkeit, Umweltbelastung sowie die in Deutschland üblichen Verzehrgewohnheiten berücksichtigt“, heißt es dazu von der Ernährungsgesellschaft. Und: Wer sich demnach pflanzenbetont ernährt schütze nicht nur die eigene Gesundheit, sondern auch das Klima. Vor allem Umweltorganisationen begrüßen diesen Vorstoß.

“Regionalität ist bei der DGE offenbar ein Auslaufmodell”

Im Kreise der Lebensmittelproduzenten erntet die Empfehlung dagegen eher Kopfschütteln: „So viel Erbsen, Linsen, Sonnenblumen und Apfelbäume können in Deutschland gar nicht angepflanzt werden, um die Menschen satt zu bekommen“, sagt beispielsweise Steffen Reiter vom VdF. Die Folge: Es müsse extrem viel Obst und Gemüse importiert werden. Dadurch entstünden zusätzliche Treibhausgasemissionen durch den Transport. Sönke Hauschild vom Bauernverband Schleswig-Holstein spricht in diesem Zusammenhang gar von einer „Aufforderung, Lebensmittel zu verzehren, die aus dem Ausland kommen.” Die Selbstversorgung liege bei Obst bei 20 Prozent, bei Gemüse bei 38 Prozent und bei Hülsenfrüchten bei 62 Prozent, gibt er zu bedenken. Laut DGE-Empfehlung sei die Ernährung der Deutschen somit vom Import abhängig. Ein klarer Schlag ins Gesicht der heimischen Landwirtschaft. „Regionalität ist bei der DGE offenbar ein Auslaufmodell.“ Passt das zusammen mit dem Anspruch der DGE, bei den aktuellen Empfehlungen die Umweltaspekte und Nachhaltigkeit mit einzubeziehen?

Übrigens: Eine Empfehlung hinsichtlich veganer Ersatzprodukte haben es nicht in die aktuelle Veröffentlichung geschafft. „Die Frage, mit welchen gesundheitlichen Folgen der langfristige Verzehrt solcher Alternativen verbunden ist, ist noch offen“, sagt DGE-Präsident Bernhard Watzl. An einer eigenen Veggie-Empfehlung auf Basis einer entsprechenden Studie werde derzeit noch gearbeitet.

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