Ernährung

Orientierung beim Einkauf

Hinweise, Label und Siegel: Die Dosis macht’s

Idealerweise erleichtern Siegel und Label auf Verpackungen von Lebensmitteln die Orientierung beim Einkauf – im schlechtesten Fall stiften sie Verwirrung. In den vergangenen Jahren sind hier gleich mehrere neue Logos hinzugekommen. Doch blickt der Verbraucher überhaupt noch durch den Etiketten-Dschungel? Und wie wichtig sind diese Siegel für die Kaufentscheidung? Der Ernährungsreport des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) ist diesen Fragen nachgegangen.

Vorbei die Zeit, in der im Wesentlichen die Zutaten, vor allem aber das Mindesthaltbarkeitsdatum ausschlaggebend dafür waren, ob das Produkt auf den Tisch kommt oder nicht. Haltungsbedingungen der Tiere, Herkunft und Nährwertangaben gewinnen an Bedeutung, ebenso Informationen darüber, inwieweit Produktionsbedingungen fair und -methoden umweltbewusst sind, Gentechnik eine Rolle spielt oder bestimmte Inhaltsstoffe Allergien beziehungsweise Unverträglichkeiten auslösen können. Nutri-Score, weitere spezielle Angaben, vegan oder vegetarisch, laktosefrei oder klassisch naturell – manche Verpackung erinnert inzwischen an einen Beipackzettel für Hustensaft.

Laut dem jüngsten Ernährungsreport des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) zählen für die Menschen beim Einkauf im Kern drei gesetzlich vorgeschriebene Hinweise: das Verzeichnis der Zutaten (85 Prozent), die genaue Angabe zur Herkunft (82 Prozent) und das Mindesthaltbarkeitsdatum (78 Prozent). Der Nutri-Score sei für 42 Prozent der Befragten sehr wichtig oder wichtig, heißt es im Ergebnis. Zwei Drittel der Befragten gaben dem BMEL zufolge an, dass sie immer oder meistens auf jenes Fenster achten, welches über die regionale Herkunft eines Produkts informiert. 65 Prozent der Konsumenten blicken laut Report gezielt auf das Tierwohllabel, 59 Prozent auf das Bio-Siegel.

Die Auswertung zeigt, dass sich die Wahrnehmung der Gütesiegel beim Einkauf von Lebensmitteln gegenüber dem Vorjahr kaum verändert hat. Aber: „Über den gesamten Befragungszeitraum seit 2015 betrachtet, haben vor allem Tierwohllabel einen höheren Stellenwert bekommen. 2015 haben 36 Prozent beim Einkauf auf diese Label geachtet, sodass hier im Vergleich zur diesjährigen Befragung ein Anstieg um 29 Prozentpunkte zu verzeichnen ist“, schreibt das BMEL.

Offenbar kaum von Belang ist der Nutri-Score: Mit dieser fünfstufigen, farbigen Skala von A bis E und von Grün bis Rot können Verbraucher bekanntlich den Nährwert von Lebensmitteln innerhalb einer Produktgruppe vergleichen. Von den 84 Prozent der vom BMEL Befragten, die angegeben haben, das freiwillige Siegel beim Einkauf immerhin schon einmal auf einer Verpackung wahrgenommen zu haben, tut das in letzter Konsequenz aber offenbar nur jeder Dritte. Diese Erkenntnis deckt sich mit dem Ergebnis einer Studie im Auftrag der Techniker-Krankenkasse (TK), wonach die Lebensmittel-Ampel für die Mehrheit der Kunden irrelevant ist.

Optimierungspotenzial sehen selbst die Befürworter der Ampel. Vor allem die Freiwilligkeit der Angabe untergräbt in ihren Augen den Anspruch auf Transparenz. Darüber hinaus würden die zugrundeliegenden Algorithmen die Menschen im Supermarkt möglicherweise auf eine falsche Fährte locken. Ihre Empfehlung: Wer sich ausgewogen ernähren will, sollte die Zutatenliste eines Produktes genau studieren. Wenn die Entscheidung für eine bestimmte Lebensmittel-Kategorie jedoch gefallen ist, könne der Nutri-Score eine wichtige Orientierung beim Einkauf bieten.

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