Pflanzenschutz
Pflanzenschutz / © Goran Horvat from Pixabay

Nachhaltigkeit

Debatte um Pflanzenschutz

Landwirte kritisieren Verbotspläne

Am 14. März 2024 startete das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) den Beteiligungsprozess für ein „Zukunftsprogramm Pflanzenschutz“. Diese Pläne stoßen jedoch auf starken Widerstand in der Landwirtschaft. Bauernpräsident Joachim Rukwied und andere Vertreter der Branche äußerten scharfe Kritik an den geplanten Reformen.

Die Ziele des BMEL

Das BMEL hat eine Diskussionsgrundlage für das Zukunftsprogramm Pflanzenschutzvorgelegt, das sich an der Farm-to-Fork-Strategie der EU orientiert. Hauptziel ist die Reduzierung der Verwendung und des Risikos chemischer Pflanzenschutzmittel um 50 Prozent bis zum Jahr 2030. Diese Pläne werden auch von Bundesagrarminister Cem Özdemir (Die Grünen) unterstützt, der die Bedeutung einer nachhaltigen Landwirtschaft betont. Dabei sind drei zentrale Maßnahmen geplant: Erstens, die Verringerung des Einsatzes chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel auf allen Flächen; zweitens, die Einrichtung von Rückzugsräumen für die Biodiversität in der Agrarlandschaft; und drittens, die effektive Gestaltung des Biodiversitätsschutzes in Schutzgebieten.

Glyphosat-Verbot und Finanzmaßnahmen

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft plant, den Einsatz von Glyphosat auf Grünland zu verbieten und dessen Anwendung in empfindlichen Gebieten wie Wasser- und Heilquellenschutzgebieten sowie in Haus- und Kleingärten einzuschränken. Darüber hinaus erwägt das Ministerium die Einführung einer Pestizid-Abgabe und einer Pflanzenschutzsteuer und plant eine Erweiterung des Erschwernisausgleichs im Pflanzenschutz. Zudem soll der Ökolandbau bis 2030 auf 30 Prozent ausgedehnt werden, um das Ziel einer Halbierung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes zu erreichen.

Kritik aus der Landwirtschaft

Bauernpräsident Joachim Rukwied äußert scharfe Kritik an den Plänen und nennt das Programm ein „Affront gegen die Bauern“. Er warnt vor den möglichen Folgen einer generellen Reduzierung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes und sieht die Versorgungssicherheit Deutschlands gefährdet. Rukwied befürchtet das Ende des Anbaus bestimmter Kulturen, was zu einer Verlagerung der Produktion ins Ausland und zu einer erhöhten Importabhängigkeit führen könnte. Er betont zudem, dass der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln notwendig ist, um hochwertige Nahrungsmittel zu erzeugen und Ernten zu sichern.

Max von Elverfeldt, Vorsitzender der Familienbetriebe Land und Forst, unterstützt diese Sichtweise und fordert eine grundlegende Überarbeitung des BMEL-Papiers, wie er in einem Interview gegenüber agrarheute äußert. Er warnt vor einem nationalen Alleingang Deutschlands, der die Wettbewerbsfähigkeit der Bauern schwächen und die Importabhängigkeit erhöhen könnte. Elverfeldt plädiert gegenüber agrarheute auf kooperative, betriebsindividuelle Lösungen und lehnt pauschale Verbote ab.

Kooperativer Ansatz und Beteiligungsprozess

Das BMEL setzt auf einen kooperativen Ansatz und lädt Länder, Verbände und das Dialognetzwerk „Zukunftsfähige Landwirtschaft“ zur aktiven Mitgestaltung des Programms ein. In Anlehnung an erfolgreiche Modelle wie das Biodiversitätsstärkungsgesetz aus Baden-Württemberg oder den Niedersächsischen Weg, sollen Maßnahmen und Verfahren entwickelt werden, die eine nachhaltige Reduktion von Pflanzenschutzmitteln ermöglichen, ohne die Wirtschaftlichkeit der Betriebe zu gefährden.

Trotz unterschiedlicher Ansichten in der Landwirtschaft, betont der laufende Beteiligungsprozess die Wichtigkeit einer offenen Diskussion über die Zukunft des Pflanzenschutzes. Die Reaktion des BMEL auf dieses Feedback und ihre Auswirkungen auf die Lösungsfindung bleiben jedoch abzuwarten.


 

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